Einleitung

Das Rhodes habe ich Ende Dezember 2010 auf Ebay für 800€ ersteigert. Es ist ein Rhodes Mark II SeventyThree, gebaut im Dezember 1981.

Rhodes Serial Number
Rhodes Seriennummer
Rhodes
Das Rhodes aufgebaut
Rhodes Deckel
Der Deckel

 

Rhodes Korrosion an einer Metallecke
Korrosion an einer Metallecke
Rhodes Korrosion am Griff
Korrosion am Griff
Das Piano wurde 1984 im Keller abgestellt, da der Vorbesitzer sein Hobby an den Nagel hängen musste. Dem E-Piano ist die Lagerung anzusehen, der Tolex-Bezug sieht zwar sehr gut aus, allerdings ist überall Flugrost und Korrosion zu finden. Ansonsten ist der Zustand eigentlich gut, alle Tasten vorhanden und intakt, die Elektrik funktioniert grundsätzlich und das Gestänge sieht fast neuwertig aus.

Leider fehlt das Pedal und die zugehörige Stange, dafür sind drei Ersatzklangstäbe (Tines), Bedienungsanleitung, Gestänge und die zugehörige Tasche mit dabei. Einen elektrischen Test habe ich vor Ort nicht durchgeführt, zum Glück, denn sonst hätte ich es mir vielleicht noch mal überlegt - dazu später mehr.

Bestandsaufnahme

Die weiß umwickelten Tonabnehmer
Verdrahtung des Rhodes und die toten Tonabnehmer
Verdrahtung des Rhodes und die toten Tonabnehmer
Zuhause aufgebaut wurde die Neuerwerbung aufgebaut und näher untersucht. Nach Anschluß an einen Verstärker stellt sich heraus, dass mehrere Tasten nicht funktionieren. Es sind insgesamt zehn tote Tonabnehmer. Testen kann man dies, indem man leicht (!) mit einem Schraubendreher o.ä. an die Tonabnehmerspitze klopft. Hört man ein Knacksen aus dem Verstärker, so liefert der Pickup grundsätzlich ein Signal. Bleibt der Verstärker still, so liegt eine (elektrische) Unterbrechung in oder an der Tonabnehmerspule vor. Wahrscheinlich ist, dass der die Lackisolierung des Spulendrahts defekt ist und der Draht durchkorrodiert ist. Das Rhodes Mark II mit den weißen Tonabnehmern ist dafür bekannt, dass diese mit der Zeit ausfallen. Es wurde zu dieser Zeit wohl Draht mit schlechter Lackisolierung verwendet.
Ein Klangstab (Tine) ist gebrochen, einer weiterer fehlt. Leider fehlt auch die Schraube, mit der der Klangstab montiert werden kann.
Die Resonanzbleche sind teilweise stärker korrodiert.
Die Tasten scheinen alle in Ordnung zu sein, sind aber teilweise unterschiedlich hoch. Die Hämmer sehen noch gut aus.

Links zur Einarbeitung

Einen guten, deutschsprachigen Einstieg zu (Fender-)Rhodes-Pianos gibt es bei Wikipedia.
Das orginale Servicehandbuch gibt es glücklicherweise an mehreren Stellen, z.B. http://www.vintagevibe.com/misc/Rhodes Keyboard Instruments Service Manual.pdf und http://www.fernderrhodes.com/org/manual, sodass man fast alles über das Einstellen und Reparieren online nachlesen kann.
Fenderrhodes.com bietet zudem einige interessante Artikel zu Modifikationen, Pflege etc. Weiterhin bietet das E-Piano-Forum interessante Posts bzgl. Rhodes-Pianos.
Sehr interessante Videos gibt es von Vintagevibe. Und hier gibt es einen weiteren Anwenderbericht in Englisch.

Tasten aufarbeiten

Tasten (geordnet) entnommen
Rhodes ohne Tasten
Die Tasten wurden alle rausgenommen und mit einem einfachen Glasreiniger gesäubert. Die Tasten waren bei diesem Rhodes recht sauber, da es ja wenig gespielt wurde. Nachdem die Tasten gesäubert waren, wurden die Filze kontrolliert und mit Silikonspray eingesprüht. Dabei sind vor allem die beiden Aufhängungen vorne und in der Mitte wichtig, da hier am meisten Reibung entsteht. An diesen Stellen muss es also gut laufen, damit die Taste leichtgängig wird. Also beim Filz nicht mit Silikon sparen. Im Internet wird an verschiedenen Stellen Silikon (oder auch Teflon) als Schmiermittel empfohlen. Von anderen Mitteln wird abgeraten. Silikonspray gibt es in Baumärkten (teuer), Werkzeugmärkten (deutlich günstiger) und im Automobilersatzteilhandel.

Metallstifte in der Mitte der Taste
Metallstifte am Ende der Tasten. An der schwarzen Taste rechts ist unten der rote Filz zu erkennen.
Zudem wurden die Metallstifte gereinigt und poliert. An den Stiften hatte sich einige Konglomerate abgesetzt, die mit einem Hartholzkeil abgeschabt wurden. Danach wurden alle Führungstifte mit Metallpoliturpaste poliert. Das ist natürlich eine zeitraubende und langweilige Aufgabe, aber es hat sich später gezeigt, dass die Sorgfalt sich hier auszahlt.

Unterschiedlich hohe Tasten an der Hammerauflage
Hier gibt es eine Anleitung, wie die Dyno Rhodes modifiziert wurden. Interessant ist vor allem, dass der Autor Chuck Monte darauf hinweist, dass die Rhodes-Fabrik nicht immer im optimalen Zustand verlassen haben. Auch das ist bei diesem Rhodes zu beobachten. Die Hämmer sind in der gedrückten Position teilweise unterschiedlich hoch. Das liegt daran, dass einige Tasten an der Hammerauflage einen Höhenunterschied deutlich über 1 mm besitzen.
Die Tasten wurden erstmal nicht korrigiert, da nicht klar war, wie weit sich diese Höhenunterschiede tatsächlich auf die Bespielbarkeit auswirken.

Taste normal
Taste gedrückt
Tasten vor der Höheneinstellung
Die Tasten müssen laut Servicehandbuch vorne um 8,7 ... 10,3 mm gedrückt werden können. Bei dem Rhodes mussten nur wenige Tasten eingestellt werden. Ansonsten waren alle Tasten innerhalb der Toleranz. Die Einstellung erfolgt über Unterlegscheiben, die am jeweiligen Stift entfernt oder hinzugefügt werden.

Aufbereitung der Harfe

Die Harfe ist der klangerzeugende Teil des Rhodes, welcher aus den Stimmgabeln und den jeweiligen Tonabnehmern besteht. Die Stimmgabel ist eine Konstruktion aus Resonanzblech (oberer Teil der Gabel mit Befestigung am Rahmen) und des Klangstabs, der sogenannte Tine, welcher aus einem Block, dem Stab und einer übergestülpten Feder (zur genauen Stimmung) besteht. Der Hammer schlägt von unten gegen den Klangstab um den Ton zu erzeugen. Der Dämpfer dämpft ebenfalls von unten. Der Ton wird mittels eines induktiv arbeitenden Tonabnehmers vor dem Klangstab abgenommen. Die gesamte Gabel wird mit zwei Schrauben auf dem Harfenrahmen fixiert. Die Schrauben greift in das Holz des Rahmens und ist verstellbar ausgeführt. Dazu ist die Gabel an jeder der beiden Schrauben mit einem kleinen Gummi, dem Grommet, gelagert und wird mittels einer Feder auf Abstand zum Rahmen gehalten. Die dem Spieler zugewandte Schraube dient der grundsätzlichen Höheneinstellung (relativ zum Hammer), die zweite Schraube der Klangeinstellung (mittels der Ausrichtung zum Tonabnehmer). Auf dem Rahmen sind die 73 Gabeln und Tonabnehmer montiert. Die gesamte Harfe wird beim Mark II mittels 4 Schrauben auf dem Chassis fixiert.

Zerstörte Gummiauflage
Zerstörte Gummiauflage
Zerstörte Gummiauflage
Ausgeschraubte Gabel mit Klangstab(-block) und den beiden Befestigungsschrauben
Es sind an zwei Befestigungsschrauben fälschlicherweise zwei Federn aufgesteckt. Offensichtlich sind das Montagefehler, die bei Rhodes durch die Qualitätsprüfung gerutscht sind. Durch den doppelten Druck sind die beiden Grommets dieser Schrauben deutlich in Mitleidenschaft gezogen und müssten ausgetauscht werden. Die anderen Grommets sind noch in gutem Zustand und wurden daher nur mit Gummipflege aus dem Baumarkt behandelt. Da mir keine Bezugsquelle für einzelne Grommets bekannt ist, sind die beiden zerstörten Grommets an unwichtigen Tasten verbaut. Nach den unterschiedlich hohen Tasten hat hier also die Qualitätskontrolle ein weiteres Mal geschlampt.
Bei diesem Modell wurden unterschiedliche Federn verbaut, so kommen in Tonlagen schwächere Federn für die hintere der beiden Schrauben zum Einsatz. Beim Ausbau müssen also auch die Schrauben etc. sortiert bleiben. Einige Schrauben sind verbogen und es sind auch unterschiedliche Schrauben (offensichtlich aus unterschiedlichen Chargen) verbaut.

Die Klangstäbe wurden alle abmontiert, allerdings nicht komplett demontiert. Der Klangstab blieb montiert. Die Korrosion an Klangstäben und Resonanzblechen wurde entfernt. Zuerst aus Vorsicht von Hand mit der Scheuerseite eines Haushaltschwamms, dann später mit einer weichen Drahtbürste und einer Standbohrmaschine. Das führt zu einem besseren Ergebnis in weniger Zeit. Die Korrosion hatte sowieso schon die Beschichtung zerstört. Danach wurden die Teile mit WD40-Öl konserviert.
Aufgrund der wenig vertrauenserweckenden Rhodes-Fertigung wurde kontrolliert, ob die Enden der Klangstäbe sauber geschnitten bzw. geformt sind, damit bei der Abnahme durch den Tonabnehmer ein definiertes Magnetfeld vorhanden ist. Grate und unregelmäßig geformte Enden erzeugen ungewollte Obertöne. Die Enden waren allerdings durchweg in Ordnung.

Schnittzeichnung mit eingezeichneten 10cm als Maßstab zum Ausdrucken.
Schnittzeichnung mit eingezeichnetem Maßstab zum Ausdrucken.
Der fehlende Klangstab 59 wurde mit einem Saitenschneider zugeschnitten und dessen Ende gerade geschliffen. Entgegen der mitgelieferten Schnittdarstellung sind die Stäbe ab Werk ca. 1 mm länger. Also wurde der Stab 59 auch ca. 1 mm länger geschnitten. Dazu wurde der vorhergehende Stab 58 und der nachfolgende Stab 60 mit der Schnittzeichnung verglichen und 59 dann entsprechend gekürzt. Siehe hierzu auch: http://modman.blogdrive.com/archive/25.html

Tonabnehmer säubern

Schmutzige Tonabnehmer
Da die Tonabnehmer magnetisch sind, ziehen sie magnetischen Metallpartikel an. Im Rhodes hatte sich einiges angelagert, was dann auch verrostet war. Da alle Gabeln ausgebaut waren, konnten die Tonabnehmer jetzt leicht gereinigt werden. Wie schon erwähnt, sind die Tonabnehmer magnetisch, daher ist das Säubern mit Stahlwolle nicht anzuraten.

Justage der Klangstäbe

Zuerst alles wieder grob mit dem Akkuschrauber ausgerichtet, dann einmal alles von Hand. Nun fallen die verbogenen Schrauben negativ auf, denn bei einigen Klangmechaniken ist die richtige Justage gar nicht möglich, weil die Mechanik durch die verbogene Schraube zu schräg steht. Damit ist auch der Grund klar, warum die Schrauben verbogen sind. Anscheinend sind die Bohrungen der Schrauben im Rahmen nicht parallel, damit stehen die Mechaniken nicht parallel zueinander. Nun hat man wohl nach der initialen Escapement-Justage im Werk einfach mit Gewalt die Schrauben so verbogen, dass diese wieder parallel stehen. Das sah für den Auslieferungszustand sicherlich gut aus, ist aber natürlich ziemlicher Murks, weil es ja eine spätere Wiederjustierung (die ja explizit vorgesehen ist) sabotiert. Teilweise habe ich die schlimmsten Schrauben wieder gerichtet, teilweise konnten die Einstellungen durch Schraubentausch untereinander verbessert werden.

Dieses Video zeigt die "Escapement"-Einstellung ganz gut:

Das Servicehandbuch verrät hier einige Distanzen, die man nutzen kann:

  1. Rhodes Service Manual: Höhe der Stimmgabel
    Rhodes Service Manual: klangstab in Relation zum Tonabnehmer
    Escapement-Abstand
    Der Abstand kann einfach mit einem Klötzchen eines Klangstabs eingestellt werden, da das Klötzchen genau 9,5 mm Dicke hat. Also das Klötzchen drunterlegen und den Klangstab entsprechend weit runterschrauben. Zuerst die hintere Schraube, danach mit der vorderen Schraube den Klangstab wie in der Grafik ausrichten.
  2. Rhodes Service Manual:
    Abstand vom unteren Rand des Klangstabs zum Hammer in gedrückter Ruheposition
    Problematisch ist hier allerdings, dass man mit den vorher eingestellten 9,5 mm so oft nicht hinkommt. Das liegt daran, dass die Toleranzen in den Tasten und Hämmern zu groß sind und demnach einige dieser Abstand nur grob eingehalten werden. Ich habe das per Hörprobe gemacht, denn wenn der Hammer zu nah am Klangstab ist, dämpft er diesen beim Ausklingen ab.

Zur Stabilisierung sind zwei Haltebleche auf dem Harfenrahmen aufgeschraubt. Diese laufen zwischen Klangmechaniken durch. Die Ausrichtung konnte nicht so einstellen werden, dass die Bleche die Klangmechaniken nicht berühren, deshalb wurde folgende Modifikation durchgeführt:

Dämpfereinstellung

Nun konnten die Dämpfer eingestellt werden. Einige Dämpfer hatten zuwenig Anpressdruck, andere zuviel, sodass sich der Filz beim Drücken der Taste nicht weit genug vom Klangstab entfernt. Die Dämpfer sind Blattfedern mit aufgeklebten Filzblöcken. Jede Feder ist mit einem Band, dem Bridal Strap, am Hammermechanismus eingehängt. An der Einhängestelle lässt sich die jeweilige Feder entsprechend biegen. Eine gute Anleitung gibt es hier.

Dämpfer ausgebaut von unten. Gut sichtbar der überschüssige Kleber
Die Filzblöcke waren alle fest verklebt, allerdings ist die Verklebung nicht besonders passgenau, denn die Blöcke stehen ziemlich kreuz und quer. Die beeinträchtigt die Funktion nicht, allerdings musste bei einigen Blöcken der Kleberüberstand entfernt werden, da dieser die Kleber an den Nachbardämpfern berührte.

Zwischenstop

Das Piano ist nun gesäubert und mechanisch grundlegend neu eingestellt. Eine kurze Anspielprobe zeigt schon, dass die Änderungen wirksam sind. Das Piano klingt frischer, etwas lauter und über den Tonumfang homogener als zuvor. Die Bespielbarkeit ist nun deutlich besser. Somit haben sich die Tastenreinigung, die Silikon-Ölung als auch die Bearbeitung der Klangapparate ausgezahlt.

Tonabnehmer

10 Tonabnehmer funktionieren nicht und müssen daher entweder ausgetauscht oder repariert werden. Das Piano wurde ja wenig gespielt und stand mehrere Jahre im Keller. Zudem ist bekannt, dass die Tonabnehmer altersbedingt ihren Dienst aufgeben. Hauptsächlich liegt das daran, dass die Lackisolierung des Spulendrahts kaputt geht, der Kupferdraht somit frei liegt und dieser entweder durchkorrodiert (er hat nur eine Dicke von 0,1 mm) oder dass aufgrund von Wärmeschwankungen und der daraus resultierenden Ausdehnungen der Draht irgendwann einfach reisst.
Also ist zu erwarten, dass es nicht bei den 10 defekten Tonabnehmern bleiben wird, sondern dass mit der Zeit und dem jetzt stärkeren Gebrauch zusätzlich Tonabnehmer ausfallen. Also wäre entweder ein Komplettaustausch, ein Kauf von mehr Tonabnehmern (15, 20, 25?) oder der Bau einer Wickelvorrichtung zur Reparatur möglich. Da hier noch eine demontierte Drehbank herumliegt, wird eine Wickelmaschine gebaut. Siehe hierzu auch diese Diskussion.

Versuch Nr. 1
Im Netz kursieren verschiedene Varianten von Wickelmaschinen, z.B. diese handbetriebene Vorrichtung.
Mein erster Versuch schlug fehl. Mit der Konstruktion wurde der Draht einer defekten Spule auf eine große Scheibe (770 mm Umlauf) gewickelt. Damit wurde die Drahtlänge berechnet. Allerdings riss dabei der Draht zu oft (ca. 10-15 Mal), sodass sich diese Konstruktion aufgrund der hohen Reibungskräfte und der schlechten Drahtführung nicht dazu eignet, Spulen aufzuwickeln. Es fehlte an einer Zugregulierung und einer sinnvollen Drahtführung.
Erstes Problem hierbei ist, dass es im Netz keine Aussage bzgl der Windungszahl oder der Drahtlänge gibt. Laut dieses Posts beträgt die Drahtdicke 0,0045 Zoll (AWG 42), also ca. 0,1 mm. Um die Windungszahl des Tonabnehmers herauszubekommen, habe ich einen Tonabnehmer auf eine große Scheibe abgewickelt. Daraus ergibt sich die Drahtlänge von 83,4 m, was (bei theoretischen 100% Wicklungsdichte) ca. 3100 Windungen entsprechen würde.

Versuch Nr. 2
Versuch Nr. 2
Der zweite Versuch dagegen funktionierte auf Anhieb. Die Vorrichtung ist recht einfach: Eine kugelgelagerte Aufnahme für den Kupferdraht, eine bewegliche Führung und eine Einspannung für den Tonabnehmer. Dieser wird mittels einer Bohrmaschine gedreht. Das Schwierigste hierbei ist, die beiden Aufnahmen für den Tonabnehmer herzustellen. Statt die Drahtlänge zu messen, werden Umdrehungen gezählt. Zum Thema Windungszähler gibt es in dieser Diskussion ein paar Ansätze. Recht einfach geht das mit diesem Zählermodul von Conrad, einem Magneten und einem Magnetschalter. Wichtig ist, dass der Magnetschalter und der Magnet so zueinander ausgerichtet werden, dass der Schalter die Umdrehungen richtig zählt. Ist er zu nah am Magnet, liefert der Schalter 2 Impulse, ist er zu weit weg, wird nicht jede Umdrehung gezählt.

Abgewickelter Tonabnehmer
Von sechs Tonabnehmern wurden beim Abwickeln die Windungen gezählt: 3016, 2962, 3035, 2982, 2984 und 2985. Zudem habe ich die Drahtdicke mit einem Mikrometer messen lassen: 1,04 mm. Die Tonabnehmer selber sind offensichtlich wild gewickelt.

Das Aufwickeln an sich ist eher eine langweilige (und langwierige) Aufgabe. Bei den ersten Lagen ist sorgfältig und langsam zu wickeln, später wurde dann die Drehzahl erhöht. Die Tonabnehmer wurden mit 2990 Windungen gewickelt. Die Draht wurde anfangs am hinteren Pin des Tonabnehmers festgelötet. Dazu muss der Lackdraht abisoliert werden, was mit einem Cutter-Messer gut geht. wobei man vorsichtig sein muss, dass der Draht nicht reißt.
Die Tonabnehmer wurden erst alle gewickelt, jeder kontrolliert. Der Widerstand sollte zwischen 170 und 190 Ohm liegen. Nach erfolgtem Einbau der Test und tatsächlich klingen die Tonabnehmer nicht anders als die bisher Verbauten.
Hier ein paar Links zum Weiterlesen:

Tonabnehmer einstellen

Tonabnehmer können mit einer Schraube eingestellt und fixiert werden. Laut Servicehandbuch soll sich der Tonabnehmer (Pickup) zwischen 1,5 und 3 mm vom Ende des Klangstabs entfernt befinden. Bei neueren Modellen (nach 1972) kann im mittleren und oberen Bereich bis auf 0,5 mmm an die Klangstäbe positioniert werden. Zuerst wurden alle Pickups per Sichtprüfung auf den Abstand eingestellt, im zweiten Durchgang dann per Gehör geprüft und wo nötig nachgestellt.

Das Stimmen

Das Servicehandbuch beschreibt sehr gut, wie die Stimmung des Pianos erfolgen kann. Ich habe die gestreckte Stimmung gewählt und mit der MacOS-Software Piano Tuner 1.9 von Katsura Shareware gearbeitet. Andere Programme haben nicht die Tonhöhe nicht ausreichend erkannt. Der Piano Tuner kann zudem mit verschiedenen Stimmungen arbeiten. Hier habe ich die Stretchdatei für das den Piano Tuner abgelegt. Die Datei wird einfach in das Piano Tuner-Unterverzeichnis Stretches kopiert. Beim nächsten Starten des Programms kann die Streckung dann ausgewählt werden.
Eine echte konstruktive Meisterleistung sind die Stimmfedern, die auf dem Klangstäben zur Feinstimmung aufgesteckt sind. Je höher die Tonlage, desto größer wird die Stimmqual. Zum einen werden die hohen Töne vom Stimmgerät immer schlechter erkannt, zum anderen reicht es schon, die Feder zu berühren, um 10-20 Cent neben dem Ton zu liegen. Eine Cent-genaue Stimmung ist eine ziemlich Quälerei. Am besten ging es noch, die Federn mit Drehungen leicht zu verschieben.

Kosten und Werkzeug

Geschätzt sind folgende Kosten angefallen. Was noch fehlt, sind die Kosten für ein Haltepedal, welches beim Rhodes nicht dabei war (und auch noch nicht gebaut ist).

  1. Rhodes Mark II: 800,-€
  2. Silikonspray: 5,-€
  3. Wickelvorrichtung (Spulendraht, Drehzahlmesser,...):30,-€
  4. WD40-Öl: 5,-€
  5. Gummipflege: 5,-€
  6. Kleinzeugs: 30,-€

An Werkzeug wird eigentlich nur Standardwerkzeug benötigt. Einzige Ausnahme sind die zölligen Schraubenschlüssel, die ich mir von einem Bekannten leihen konnte, der einen englisches Oldtimer.

  1. Bohrmaschine mit Drahtbürste
  2. Schraubendreher, Akkubohrer, Zange
  3. Weiche Messing-Drahtbürste
  4. Messwerkzeuge: Schieblehre, Metermaß, Multimeter
  5. Staubsauger
  6. Schleifer (um die Klangstabenden gerade zu schleifen)
  7. Lötkolben, Zinnabsaugpumpe, Zinn